Tag der rheinhessischen LandFrauen - informativ und wertvoll

v.l. Ursula Braunewell, Landesvorsitzende, Silvia Enders, 2. stellvtr. Vorsitzende, Barbara Markl, Vorsitzende Lfv Gau-Bischofsheim, Silke Fruth, Teamvorsitzende Lfv Weinolsheim, Andrea Schulz, Teamvorsitzende Lfv Weinolsheim, Ursula Kumb Teamvorsitzende Lfv Nierstein-Schwabsburg, Maria Zimmermann, Vorsitzende des KLFV Mainz

„Leben und Arbeiten mit der Natur, der Ressource Boden und Wasser erfordert Achtsamkeit – und auch Ermöglichung. …“ 

Ein tiefgreifendes und wichtiges, nachhaltiges Statement der Vorsitzenden des Land Frauen Verbandes Rheinhessen Ursula Braunewell in ihrer Grußansprache zu Beginn des „Tages der Rheinhessischen LandFrauen 2024“ im Rahmen der AgrarWinterTage in Mainz-Hechtsheim.

In einem mit Ehrengästen und LandFrauen gefüllten Kongresspavillon richtet sie einen Appell an alle politischen Verantwortlichen die Schaffung von gleichwertigen Lebensverhältnissen in Stadt und Land zielstrebig anzugehen und der Zusage aus dem Koalitionsvertrag Taten folgen zu lassen.

Die Landesvorsitzende versichert auch ihrerseits der anwesenden Staatsministerin Daniela Schmitt ein weiterhin gutes Miteinander, einen offenen Dialog und einen zielführenden Austausch.

Zukunft zu schaffen, braucht verlässliche Rahmenbedingungen, die Planungssicherheit geben und Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen. Das sind die Grundvoraussetzungen für Betriebe, Verbände und Vereine Verantwortung an nachfolgende Generationen weitergeben zu können und Existenz zu wahren.

Beispielhaft spricht die Landesvorsitzende die fortschreitende Digitalisierung innerhalb des eigenen Verbandes an. „Sie stärkt unsere interne Verbandsentwicklung. Digitalisierung ist das Werkzeug zur Zielerreichung!“ kommentiert sie überzeugend.

 

Wir sind bunt und nicht braun!

Vor dem Hintergrund der wenige Tage zurückliegenden Protestaktionen der Agrarierinnen und Agrarier in ganz Deutschland macht Ursula Braunewell unmissverständlich deutlich „Wir sind bunt und nicht braun!“ Sie würdigt das von den rheinhessischen LandFrauen gezeigte Engagement bei zahlreichen friedlichen Aktionen und bindet die Teilnahmen an den augenblicklich stattfindenden Demonstrationen gegen Rechtsextremismus, Nazis und demokratiefeindliche Parteien mit ein.

 

LandFrauen Generationen - Jung und Alt gemeinsam

Moderierend führt Irene Frick, 1. stellvertretende Vorsitzende, danach über zu den Präsentationen der Kreisverbände zum Motto „LandFrauen Generationen – Jung und Alt gemeinsam“. Die KreislandFrauenverbände Alzey, Bingen, Mainz und Worms als auch der LandFrauenverband Frischer Wind e. V. stellen diesjährige Bildungsangebote, die generationsübergreifen angelegt sind, vor.

Für alle überraschend, baten die Binger LandFrauen bei ihrer Darbietung die amtierende Weinprinzessin Lena Göth aus Ingelheim auf die Bühne. Die Rheinhessische Weinmajestät übermittelt ihre herzlichsten Grüße und erläutert, wie wertvoll und gewinnbringend es für sie ist rheinhessische LandFrau zu sein und, dass sie gerne ihre Kompetenzen in die Vorstandsarbeit auf Ortsebene miteinbringt.

 

Fair tragen und ruhig schlafen

Im Kontext der Nachhaltigkeit und der Verantwortung für die Zukunft, referiert Dr. Hildegard Scheu, Psychologin und Staatswissenschaftlerin zum Thema „Fair tragen und ruhig schlafen“.

„Fast Fashion“ steht für das Produkt-, oder Marktsegment in der Bekleidungsindustrie, das mit der höchsten Geschwindigkeit entwickelt wird und damit dem höchsten Modegrad, die schnellste Anpassung an Modetrends ermöglicht. Darüber hinaus günstige Mode für den Käufer*in bietet. Statt 4 Kollektion im Jahr werden mehr als 10 Kollektionen von Fast Fashion / Ultra Fashion-Unternehmen, neben Basics, auf den jährlichen Markt gebracht. Ein attraktives und lukratives Wirtschaftskonzept, welches berechtigt in der Kritik steht und hinterfragt werden muss.

Die Lieferketten der Fast Fashion-Unternehmen sind unterschiedlich aufgebaut. Meist organisieren Fast-Fashion-Konzerne als Handelsunternehmen ihren Einkauf selbst und beauftragen Textilfabriken für Produktion. Die wichtigsten Faktoren bei der Auswahl der Lieferanten sind ein niedriger Preis, zeitlich flexible und schnelle Produktion und eine diesen Kriterien angemessene Qualität. Fast Fashion-Unternehmen sind stark vertikal integriert und verfügen über eigene Filialen und Onlineshops, sodass sie nicht auf den Einzelhandel angewiesen sind.

Bei 12 bis 14 Kollektionen im Jahr entstehen 80 Milliarden Kleidungsstücke, die weltweit in den Verkauf gehen. 30 Millionen Beschäftigte sind in die Produktion eingebunden, wovon 80 – 90% Frauen sind. ¾ der Kleidung kommt bei uns aus Ländern in Asien (China, Bangladesch, Vietnam, Indien, ...), Nordafrika (Tunesien, Marokko, …), Türkei und Osteuropa (Bulgarien, Rumänien, …)

Ein T-Shirt legt zwischen 18.000-50.000 km bis zum Verkauf zurück und verbraucht 2.700 Liter. Wasser bei seiner Herstellung. Damit ist die Textilindustrie Umweltverschmutzer Nr. 2, direkt nach der Erdölindustrie.

Billig und trendig hat seinen Preis, einen hohen Preis und dessen sollte man sich bewusst sein.

Untragbare Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern: Menschenrechtsverletzungen

  • Lange Arbeitszeiten, kurzfristige Arbeitsverträge
  • Extrem niedrige Löhne
  • Gefährliche Arbeitsstätten
  • Körperliche Gewalt, Sklaverei, Kinderarbeit

Müllberge: Wegwerfkultur

  • Bis 2030 wird es einen Anstieg auf 148 Millionen Tonnen Modemüll weltweit geben
  • Davon gehen bisher nur 20% in die Altkleiderverwertung, 80% landen im Müll
  • Wie auch die unverkaufte Ware wird sie verbrannt oder auf Deponien (Beispiel Atacama Wüste in Chile) entsorgt

Umweltverschmutzung:

  • Hoher Trinkwasserverbrauch bei der Produktion natürlicher Rohstoffe (Baumwolle, Seide, …)
  • Flächenverbrauch
  • Pestizid- und Insektizideinsatz in den Anbauländern
  • Genmodifizierte Saat
  • Extrem hoher Erdölverbrauch bei der Entstehung von Chemiefasern
  • 10 % des globalen CO2 Ausschusses resultiert aus der Modebranche
  • 35% des Mikroplastik im Meer ist auf die Modeindustrie zurückzuführen
  • Hinzu kommt die Wasserverschmutzung durch Chemikalien während des Fertigungsprozesses

 

Lieferkettengesetz

Das im Dezember in der EU verabschiedete „Lieferkettengesetz“ ist ein erster Schritt gegen Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzungen in den Produktionsländern der Fast Fashion und überträgt die Sorgfaltspflicht der Unternehmen auf die gesamte Lieferkette.

 

Faire Kleidung

Ein nächster Schritt wäre die Entscheidung „faire Kleidung“ zu tragen. Grundsätzlich ist Kleidung dann fair, wenn die Menschen, die sie herstellen, selbstbestimmt agieren, grundlegende Rechte haben, von ihrer Arbeit leben können und durch diese Arbeit keine gesundheitlichen Schäden davontragen.

„Wir sind zu arm, um billigen Kram zu kaufen.“, zitiert Frau Dr. Scheu ihre Großmutter und macht darauf aufmerksam, dass gute Qualität bei der Kleidung ein langes Tragen ermöglicht und dem Fast Fashion-Trend entgegenwirkt.

 

Re-Think

Als ergänzende Tipps, geht die Vortragende auf die einzelnen „Re-Think“ (achte auf deinen Konsum, deine Beziehung zu den Dingen und zum Planeten) – Punkte ein.

Refuse: kaufe nicht, was du nicht brauchst

Reduce: reduziere deinen energie- und Materialverbrauch

Re-use: finde neue Verwendung für alte Gegenstände

Repair: flicke deine Sachen, anstatt sie wegzuwerfen

Re-gift: verschenke an andere, was du nicht mehr brauchst

Recover: Rückgewinnung und Upcycling von Energie und Rohstoffen  

 

Eine kurze Diskussionsrunde vertieft die Aussagen des Referates und beleuchtet die Inhalte aus verschiedenen Perspektiven.

 

Auszeichnung mit dem Ehrenzeichen der rheinhessischen LandFrauen

Ein besonderes Highlight eines großen LandFrauentages ist die Würdigung und Anerkennung ehrenamtlichen Engagements mit der Verleihung des Ehrenzeichens des Land Frauen Verbandes Rheinhessen e. V.

Landesvorsitzende Ursula Braunewell ist es eine Ehre Ursula Kumb (Lfv Schwabsburg), Barbara Markl (Lfv Gau-Bischofsheim), Silke Fruth und Andrea Schulz (Lfv Weinolsheim) für ihr außerordentliches ehrenamtliches Wirken auszuzeichnen.

 

DANK

Ein großer Dank des Land Frauen Verbandes Rheinhessen geht an alle LandFrauen der Kreisverbände, die Damen der Kreisvorstände, des LandFrauenverbandes Frischer Wind, des geschäftsführenden Vorstandes und der Mitarbeiterinnen der Landesgeschäftsstelle, die in Verantwortung geplant, organisiert, vorbereitet und mit ihrem Einsatz den „Tag der Rheinhessischen LandFrauen 2024“ erst möglich machten.

In diesen Dank schließt Ursula Braunewell auch die Veranstalter der AgrarWinterTage 2024 mit ein. Für die Chance, die sie den rheinhessischen LandFrauen bieten, das gemeinsame Begleiten und Weiterentwickeln.

Presseanfragen:

Gaby Schott
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Fax +49 (0) 6731 / 54951-10
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